Enttäuscht? Das war noch untertrieben. Für einen kurzen Moment hatte er geglaubt, dass es das Schicksal gut mit ihm meinte und ihm auf Wunderbarerweise Olivia wieder gegeben hatte. Aber dem war nicht so. Auch wenn sein Hirn es noch nicht ganz begriffen hatte, sein Herz wusste es. Dennoch irritierte ihn die Ähnlichkeit. Es war mehr als das. Francesca war das perfekte Ebenbild seiner verstorbenen Frau. Sie reichten sich die Hände und für eine kurze Nanosekunde glaubte er Olivias Hand zu halten. So war er enttäuscht, als sie ihn wieder los ließ, aber er konnte ja schlecht mit einer wildfremden Händchen halten. Jo merkte, dass sie sich langsam in seiner Gegenwart entspannte. Jetzt wurde ihm bewusst, was für einen gestörten Eindruck er auf sie hinter lassen haben musste. Innerlich schalt er sich dafür. Es war auch zu absurd.
Als sie meinte, dass er sie ja weiter anstarren könnte, wurde ihm die Skurrilität dieser Situation erst recht bewusst. Dennoch war er froh, dass sie es halbwegs mit Humor nahm.
Natürlich folgte die unvermeidliche Frage, wie standen sie sich? Kurz erstarrte Jo. Dann zog er es vor zu lügen. Er hatte sie heute schon genug verschreckt und wenn er jetzt damit kam, dass sie wie eine tote Aussah… Nein, besser nicht.
„Wir kannten uns vom College.“, sagte er. „Danach haben wir uns aus den Augen verloren.“ So, da konnte sie jetzt hinein interpretieren was sie wollte. Ganz gelogen war es ja eigentlich nicht. Er hatte ihr nur einen Teil erzählt.
Auf seine Frage hin, erzählte sie ihm, dass sie gerade erst nach Rosewood gezogen sei. Himmel, da hatte sich ja das Schicksal was ganz hervorragendes für ihn ausgedacht. Von allen Städten in den Staaten, musste sich das Ebenbild von Olivia ausgerechnet Rosewood aussuchen. Das Kuhkaff schlechthin. So klein, dass es nicht auf jeder Landkarte zu finden war. Darum war er hierhin gezogen. Es war weit genug weg von L.A. und den ganzen Erinnerungen. Doch jetzt hatte ihn diese Erinnerung auf Brutalsteweise wieder eingeholt.
Als sie meinte, dass es keinen Freund gebe, lächelte er. „Gut, dann werde ich doch noch etwas länger Freude an meinen Zähnen haben.“ Sie bot ihm an, sich weiter mit ihm zu unterhalten. Ein Teil von ihm riet ihm, dass er jetzt besser gehen sollte. Aber ein anderer Teil wollte nicht gehen. Er sah sich um und bemerkte, dass viele Gäste mittlerweile verschwunden waren und der Grill nicht mehr lief. Hmm, dabei hatte er solch einen Hunger. „Sehr gerne. Aber leider habe ich kein Stück Fleisch vom Grill abbekommen und habe ziemlichen Hunger.“ Er stellte sein Bier auf den Tresen. „Wie wäre es, wenn sie mich begleiten? Sie haben ja auch nichts mehr zu essen bekommen. Mein Motorrad steht direkt vor dem Haus.“