Seit wenigen Wochen war ich in Rosewood. Ich wollte meine Lehrerkarriere nicht in Paris ausleben, weshalb ich mir eine neue, Interessantere Stadt ausgesucht hatte. Mein erstes Ziel, war diese Stadt. Es war ein Ungewohntes Gefühl für mich, eine neue Stadt zu besuchen. Eine Neue Schule. Niemanden zu kennen und vollkommen alleine zu sein. Mit meiner Tasche auf der Schulter stand ich vor der Schule. Immer wieder holte ich tief luft. Zählte bis drei und wollte einen Schritt nach vorne wagen. Doch meine Füße wollten mich nicht tragen. Es war, als würde sich mein Körper sträuben, in dieses Gebäude zu treten. Mit geschlossene Augen zählte ich Rückwärts, ehe ich langsam in das Schulgebäude ging. Mitteen in der Eingangshalle blieb ich stehen. Meine Kinnlade klappte ein wenig runter, während ich mich umschaute. Es war anders, als wie ich es mir vorgestellt hatte. Wirklich anders. Die Schule war Leer, immerhin waren die Stunden bereits vorbei. Langsam schritt ich durch die Halle, versuchte, mir alles einzuprägen was ich sah.

Riley kam gegen Nachmittag an der Rosewood High an und parkte ihren Wagen direkt vor der Schule. Heute hatte sie ein paar Stunden frei, musste weder etwas für die Uni tun, noch auf irgendwelche Rockstars aufpassen. Alles was sie heute noch erledigen wollte, war ihre ältere Schwester Sarah zu sehen. Wie sollte sie ihr bloß beibringen, dass sie schon seit über einer Woche in Rosewood war? Dass sie sich bisher nicht gemeldet hatte, bereitete ihr ein furchtbar schlechtes Gewissen. Da sie Sarah zu Hause nicht antreffen konnte, ging sie einfach mal davon aus, dass sie hier an ihrer neuen Arbeitsstelle war. Riley überquerte den Schulhof und betrat das Gebäude. Sie blickte von links nach rechts und wieder zurück. Sie entschied sich für links und lief den langen Gang entlang bis zur nächsten Ecke. Sie traf auf keine Menschenseele und blieb erst stehen, als sie in ungefähr zehn Meter Entfernung Sarah erblickte. Riley schluckte und kam näher. Sarah hatte ihr den Rücken zugedreht. "Sarah?" Kam es ihr vorsichtig und leise über die Lippen. Nervös begann sie auf ihrer Unterlippe herum zu knabbern und fuhr sich durch das lange hellbraune Haar. Die Schwestern hatten sich seit drei Wochen weder gesehen noch gesprochen. Sie wusste also nicht, wie die Stimmung zwischen ihnen beiden war.

Während ich mir jedes einzelne Detail aus diesem Raum einprägte, vernahm ihr nur schwach die Schritte, welche näher kamen. Immer wieder schaute ich mich um. Doch hatte ich das Gefühl, dass irgend etwas fehlte. Es blieb mir ein Rätsel was es war. Und doch fehlte es. Mit gerunzelter Stirn schaute ich mit weiter um, in der Hoffnung, das Gewisse etwas doch noch zu finden. Nachdem ich jegliche Hoffnungen aufgegeben hatte, wollte ich mich gerade in Bewegung setzten um den Rest der Schule anzuschauen, da hörte ich eine Bekannte Stimme hinter mir. Sofort verharte ich in all meinen Bewegungen. Meine eine Hand legte ich mir auf die Brust, ehe ich mich langsam umdrehte. "Riley?" Fragt ich leise nach und sah sie. Ich sah sie an und konnte im ersten Moment nichts machen. Zu Perplex war ich, dass meine Schwester in Leib und Seele vor mir stand. Ich begann zu lächeln und ging auf sie zu. "Riley .. oh mein Gott.. was machst du hier?" Fragte ich Überrascht nach und blieb nun vor ihr stehen. Ich schaute sie an, wusste nicht was ich nun machen sollte. Denn auch wenn meine Schwester mir immer wichtig war, ich hatte sie eine weile nicht gesehen gehabt.

Nervös wippte Riley auf ihren Absätzen hin und her. Sarah drehte sich herum und sofort legte sich ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht. Sie sah gut aus, wenn auch ein bisschen gestresst, aber hübsch wie immer. "Ich wollte dich überraschen. Und siehe da, hier bin ich." Sie begann zu grinsen und ging einen Schritt auf ihre Schwester zu. "Ich hab dich vermisst. Sehr sogar. Und es tut mir Leid, dass ich mich solange nicht gemeldet hab." Sie seufzte und sah kurz zu Boden. Manchmal war sie echt eine schlechte Schwester oder wohl eher eine schlechte Freundin. Denn das waren die beiden eigentlich schon seit ihrer Jugendzeit gewesen, Freundinnen. "Bist du mir böse?" Fragte Riley vorsichtig nach und hob den Kopf. Wenn sie bei Sarah war, kam sie sich manchmal immer noch wie die fünfzehnjährige Teenagerin vor, die oft Blödsinn machte und stets von ihrer Schwester gedeckt oder gerettet wurde. Aber das war es auch, was sie so sehr an ihr liebte. Sie konnte sich immer auf sie verlassen.

Ich schaute zu ihr und runzelte meine Stirn. Doch begann ich zu lächeln und rollte mit den Augen. "Du Idiotin" Sagte ich und nahm sie sofort in den Arm. "Ich hab dich so Schrecklich vermisst.." Flüsterte ich leise zu ihr und drückte sie fest an mich. Ich lächelte glücklich auf und lachte leise. "Nein! Ich bin nicht Böse auf dich" Sagte ich und löste mich wieder von ihr. "Wie lange bist du schon hier?" Fragte ich nach und biss mir leicht auf die Unterlippe.

Sarah nahm Riley in die Arme und die Unsicherheit fiel wie eine schwere Last von ihren Schultern. Riley drückte ihre Schwester fest an sich und schmiegte ihren Kopf an ihre Schulter. Auch sie musste nun lachen. "Idiotin? Du bist heute wieder mal so charmant." Grinsend löste sie sich aus der Umamung und fühlte sich dann ein wenig ertappt. "Seit wann? Öhm, seit ein paar Tagen." Sarahs Blick durchlöcherte sie. So konnte sie nicht anders, als kleinlaut die Wahrheit von sich zu geben. "Eigentlich seit einer Woche und drei Tagen." Sie zuckte die Schultern und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. "Es war zu viel zu erledigen, Sarah. Und ich wollte mich erst melden, wenn ich auch wirklich Zeit habe dich zu sehen." Erst die Tournee, dann der Uni-Wechsel und zwischendurch der Umzug in die neue Wohnung, das alles war ziemlich anstrengend gewesen. "Aber erzähl ..." Riley drehte sich einmal herum und sah sich in der Schule um. "... das ist also dein neuer Arbeitspatz? Nicht schlecht." Stellte sie anerkennend fest.

Ich sah zu ihr rüber und lachte leise. "Nun ja.. wie ich eben einmal bin" Sagte ich und hob grinsend meine Schultern. Es überraschte mich, meine Schwester hier in Rosewood zusehen. Und doch war ich wirklich froh, nicht mehr so alleine hier zu sein. Ich strich mir meine Haare nach hinten und lächelte, doch dieses verblasste als ich ihre Worte hörte. "Nein! Länger als eine Woche? Wie konntest du dich dann nicht bei mir melden?" Fragte ich schockiert nach und legte mir eine Hand auf die Brust. Ich schüttelte den Kopf. Doch im nächsten Moment, machte ich eine Abwinkende Handbewegung. "WO hast du unseren Bruder gelassen? Mom? Und Dad?" Fragte ich Neugirig nach und runzelte meine Stirn. "Ja.." Sagte ich und schaute mich nocheinmal um. "Ja mein Neuer Arbeitsplatz.." Sagte ich Stolz.

Okay, sie war sauer, zurecht natürlich. "Ich bin alleine und ohne die anderen hier. Sarah, ich konnte mich auch bei ihnen nicht melden. Du bist die erste, die ich sehe." Riley fühlte sich schlecht, richtig schlecht. Sie wollte das ganz schnell wieder gut machen und sich zukünftig mehr Zeit für Sarah und den Rest der Familie nehmen. "Ich hab eine neue Wohnung. Na gut, eigentlich ist es mehr eine WG ... mit Gavin." Sie war auf die Reaktion ihrer Schwester gespannt. Wusste Riley doch, dass sie Gavin so übehaupt nicht leiden konnte. Oder hatte sich das zwischenzeitlich geändert? "Zeigst du mir dein Klassenzimmer?" Versuchte sie das Thema wieder etwas abzulenken und blickte zu den Gängen die ringsherum lagen. "Hier oder da lang?" Die Schule war echt nicht gerade klein, obwohl Rosewood ja nicht gerade eine Großstadt war. "Welche Fächer unterrichtest du denn?" Frage Riley ineressiert nach, als sie ihrer Schwester zu deren Zimmer folgte.

Ich legte mir eine Hand auf die Brust und atmete tief ein und aus. Nun gut. Ich reagierte eindeutig zu Wütend. Doch enttäuschte es mich, dass ich sie erst jetzt sah. Obwohl sie bereits über einer Woche in Rosewood war. Ich schaute sie an und lächelte dann leicht. "Was haben Mom und Dad dazu gesagt? Das du hier her gegangen bist? Ich meine.. was macht unser Kleiner Bruder nur ohne uns?" Fragte ich nach und lachte leise. "Der Arme wird sich langweilen" Ich schob meine Unterlippe vor die Oberlippe, ehe ich ihr durch die Haare wuschelte. Doch schon erstarrte sie. "Mit.. Gavin?" Fragte ich nach und runzelte meine Stirn. "Uhh.. sollte ich mir Gedanken machen das du dir mit einem Mann die Wohnung teilst?" Fragte ich nach und feuchtete mir meine Lippen an. Kurz begann ich zu überlegen. "Wieso gerade mit Gavin?" Fragte ich nach und weitete meine Augen. "Oh.. ich habe keinen Klassenraum." Sagte ich Kopfschütteln. "Ich bin lediglich eine Normale Lehrerin.. so wie... also ich unterrichte nur Sport und Literatur" Erzählte ich ihr und zeigte nach rechts. "Da lang" Sagte ich und ging bereits vor.

Riley lief neben ihrer Schwester her und immer mal wieder wurde sie von den vielen interessanten Dingen auf dem Gang abgelenkt. Da hingen Plakate, Teilnehmerlisten und in den gläsernen Vitrinen befanden sich Pokale für die unterschiedlichsten Sportarten. "Die Schule scheint ganz schon erfolgreich zu sein." Bemerkte sie und sah wieder zu Sarah hinüber. "Dad weiß eigentlich gar nicht so wirklich, dass ich hier bin." Sie zuckte mit den Schultern. "Du weißt ja, dass unser Verhältnis momentan nicht das beste ist. Er will mich finanziell unterstützen, aber ich will und brauche keine Hilfe." Die Zeiten, in denen sie Daddys Kleine war, sind eindeutig ein paar Jahre her und manchmal half es eben nur, wenn man hartnäckig blieb, in dem was man wollte oder eben nicht. "Nein, du musst dir keine Gedanken machen." Sie schüttelte grinsend den Kopf. "Was spricht gegen eine WG? Man zahlt automatisch weniger Miete!" Ihrem Grinsen folgte ein Zwinkern und sie hakte sich derweil bei ihrer Schwester unter. "Er ist gar nicht so verkehrt, wie viele denken. Du gibst ihm ja noch nicht mal die Chance, dich vom Gegenteil zu überzeugen." Dabei stupste sie Sarah leicht in die Seite. War das etwa wortwörtlich ein kleiner Seitenhieb? Riley blieb stehen und drehte sich dann wieder Sarah zu. Sie legte beide Hände an deren Schultern und lächelte sie sanft an. "Du wirst das hier ganz wunderbar machen. Und ehe du dich versiehst, wirst du sicher die beliebteste Lehrerin der gesamten Schule sein." Mit diesen Worten zog sie ihre Schwester noch einmal fest in die Arme und drückte sie herzlich. "Ich muss los, Süße. Aber was hältst du davon, wenn du mich ganz bald mal besuchen bekommst? Wir könnten was zusammen kochen?!" Sie ließ Sarah wieder frei, drückte ihr einen leichten Kuss auf die Wange und verließ nach ein paar weiteren Worten wieder die Schule.

Für mich ging das alles viel zu Schnell. Ehe ich etwas erwidern könnte, war meine Schwester bereits abgehauen. Irritiert schaute ich ihr nach, ehe ich nickte und dann auch ging.