"Kein Problem, dafür sieht es schon echt gut hier aus", erwiderte ich leise und ließ das Thema dann fallen. Immernoch die Eindrücke der Wohnung aufschnappend drehte ich mich zu ihr rüber. Kurz fuhr ich mir durch die Haare.
Als sie endlich zu sprechen begann, konnte man ihre Unsicherheit förmlich riechen. Verdammt, was war denn nur los!? Auch wenn ich innerlich ebenso verunsichert war, hielt ich dem Blickkontakt stand. Auf ihre Fragen nach Steven nickte ich, klar, ich hatte ihn ja sogar vor ihr gekannt. Bei ihren nächsten Worten öffnete ich den Mund und schaffte es einfach nicht mehr, in zu schließen. Er blieb mir förmlich vor Schreck offen stehen. Steven sollte sie belästigt haben, ich meinte, der Steven? Niemals! Ich schaute ungläubig, hörte aber trotzdem weiter gespannt zu. "Wie er hat dir gedroht, was ein mieses Schwein!!", rief ich schließlich dazwischen. "Ich hoffe nur, sie haben ihn irgendwo ganz weit weg eingesperrt..", sagte ich wie zu mir selbt. "War das, während wir zusammenwaren?", stellte ich eine weitere, für mich sehr bedeutende Frage.
Was sie weiter erzählte schockte mich noch mehr. "Oh mein Gott, was für ein Wahnsinn!", rief ich aus. "Ich verstehe, warum du abgehauen bist.. aber warum bist du damals eigentlich nicht zur Polizei gegangen? Es wäre doch so einfach gewesen, oder nicht?", fragte ich ungläubig weiter. "Dieses elendige Drecksschwein, wenn ich den erwische", zischte ich hinterher. Doch innerlich war ich froh, dass er im Gefängnis saß. Mit ihm aufnehmen könnte ich es zwar wahrscheinlich, doch ich hatte wenig Lust dazu. Dieser Typ sollte einfach aus Emmas Leben verschwinden, und zwar möglichst für immer! Sie tat mir schon sehr Leid.
Ich war erleichtert, nun endlich den Grund zu kennen, auch wenn er durchaus chaotisch war. Langsam begriff ich die größeren Zusammenhänge und nickte immer stärker mit dem Kopf. "Ist okay, ich versteh das..", beruhigte ich sie dann. "Wie geht's dir jetzt damit?" Ein wenig fühlte ich mich ja wie in einer therapeutischen Sitzung, wie ich jetzt auch noch die Hände faltete und die Beine übereinanderschlug.